Intro
In der digitalen Ära ist der Zugang zum Internet ein fundamentales Recht geworden, das die Teilhabe an der Gesellschaft, Bildung und Arbeit ermöglicht. Doch nicht alle Menschen können digitale Inhalte auf die gleiche Weise wahrnehmen, nutzen und davon profitieren. Personen mit Sehbehinderungen, Farbsehstörungen, eingeschränkter Motorik oder kognitiven Einschränkungen stoßen oft auf Barrieren, die sie von der vollständigen Nutzung digitaler Ressourcen ausschließen. Die Implementierung von Barrierefreiheit auf Websites und mobilen Anwendungen ist daher kein Akt der Großzügigkeit, sondern eine Notwendigkeit, um Gleichheit, Unabhängigkeit und Respekt für alle Nutzer sicherzustellen.
Die Forderung nach barrierefreien Webseiten wird durch gesetzliche Rahmenbedingungen gestützt, die in den letzten Jahren stetig verschärft wurden. Diese Entwicklung spiegelt ein wachsendes Bewusstsein für die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen und die Bedeutung digitaler Inklusion wider. Durch die Anpassung an diese Anforderungen stellen wir sicher, dass jeder, unabhängig von seinen persönlichen Voraussetzungen, Zugang zu Informationen, Produkten und Dienstleistungen erhält.
Anfangs waren die Anforderungen an die Barrierefreiheit eher allgemein gehalten und fokussierten sich auf grundlegende Zugänglichkeitsprinzipien. Mit der Zeit wurden diese Richtlinien jedoch konkretisiert und verschärft, was vor allem auf die zunehmende Abhängigkeit von digitalen Diensten in der Gesellschaft und die stärkere Sensibilisierung für die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen zurückzuführen ist.
Ein wichtiger Meilenstein war die Einführung der EU-Richtlinie über den barrierefreien Zugang zu den Websites und mobilen Anwendungen öffentlicher Stellen, die zuerst in EU-Recht und anschließend in nationales Recht umgesetzt wurde. Diese Richtlinie schrieb vor, dass öffentliche Stellen ihre Websites und mobilen Apps barrierefrei gestalten müssen.
Der nächste große Schritt erfolgt ab Mitte 2025, wenn mit der Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung (BITV 2.0) neue, strengere Anforderungen in Kraft treten. Diese Anforderungen sind ein klares Zeichen dafür, dass Barrierefreiheit im Web nicht mehr nur eine Empfehlung (wie noch im Gesetz zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen (Behindertengleichstellungsgesetz – BGG) geregelt, sondern eine verpflichtende Vorgabe ist. Sie spiegeln das wachsende Verständnis wider, dass digitale Inklusion ein wesentlicher Bestandteil einer gerechten und zugänglichen Gesellschaft ist.
In diesem Artikel werden wir die aktuellen gesetzlichen Anforderungen, praktische Lösungen und Testmethoden detailliert betrachten, um ein umfassendes Verständnis dafür zu entwickeln, wie Websites gestaltet werden können, um allen Menschen gerecht zu werden.
Aspekte der Barrierefreiheit von Websites
Visuelle Aspekte der Barrierefreiheit
Warum sind visuelle Aspekte besonders relevant?
Visuelle Aspekte spielen eine entscheidende Rolle in der Barrierefreiheit, da sie die Art und Weise betreffen, wie Informationen präsentiert und wahrgenommen werden. Ein großer Teil der Internetnutzer verlässt sich auf visuelle Elemente, um Inhalte zu verstehen und zu navigieren. Für Menschen mit Sehbehinderungen, Farbenblindheit oder anderen visuellen Einschränkungen können jedoch Standard-Webdesigns unzugänglich sein. Daher sind bestimmte Anpassungen erforderlich, um diese Barrieren zu überwinden.
Kontrast und Farbgebung
- Anforderungen: Texte und Grafiken müssen einen ausreichenden Kontrast zum Hintergrund aufweisen, um von Menschen mit Sehbehinderungen oder Farbsehstörungen leicht wahrgenommen zu werden. Die WCAG empfiehlt ein Mindestkontrastverhältnis von 4.5:1 für normalen Text und 3:1 für großen Text.
- Lösungen: Verwendung von Tools zur Überprüfung des Farbkontrasts, Anpassung der Farbschemata, um die Anforderungen zu erfüllen.
- Checkmöglichkeiten: Online-Kontrastchecker, wie das WebAIM Contrast Checker Tool, ermöglichen es, Farbkombinationen zu testen und sicherzustellen, dass sie den Richtlinien entsprechen.
Textgröße und Lesbarkeit
- Anforderungen: Texte müssen so gestaltet sein, dass sie leicht skaliert (vergrößert/verkleinert) werden können, ohne dass Informationen oder Funktionalität verloren gehen.
- Lösungen: Verwendung relativer Einheiten (z.B. Prozentwerte oder em) für Textgrößen in CSS, um eine dynamische Anpassung zu ermöglichen.
- Checkmöglichkeiten: Testen der Webseite in verschiedenen Browsern mit unterschiedlichen Textgrößeneinstellungen, um die Skalierbarkeit zu überprüfen.
Alternativtexte für Bilder
- Anforderungen: Alle nicht dekorativen Bilder müssen mit einem Alternativtext versehen sein, der den Inhalt und die Funktion des Bildes beschreibt.
- Lösungen: Erstellung von beschreibenden und funktionalen Alternativtexten, die nicht nur sagen, was auf dem Bild zu sehen ist, sondern auch, warum es wichtig ist.
- Checkmöglichkeiten: Verwendung von Screenreadern oder speziellen Browsererweiterungen, um zu überprüfen, ob Alternativtexte vorhanden und angemessen sind, z.B. Image Details für Chrome
Diese visuellen Anpassungen sind wesentlich, um eine inklusive und zugängliche Webumgebung zu schaffen. Im nächsten Schritt gehen wir auf die auditiven Aspekte und Bedienbarkeit ein, um ein umfassendes Verständnis für Barrierefreiheit im Web zu entwickeln:
Auditive Aspekte der Barrierefreiheit
Für Menschen mit Hörbehinderungen sind auditive Informationen auf Websites und in digitalen Medien oft nicht zugänglich. Dies schließt Gehörlose, Schwerhörige sowie Personen mit anderen auditiven Einschränkungen ein. Die Integration auditiver Aspekte in die Barrierefreiheit zielt darauf ab, sicherzustellen, dass auch diese Nutzergruppe vollständigen Zugang zu Informationen und Diensten erhält.
Untertitel und Transkripte
- Anforderungen: Videos und Audioinhalte auf Websites müssen mit Untertiteln oder Transkripten versehen sein, um Gehörlosen und Schwerhörigen den Zugang zu diesen Informationen zu ermöglichen.
- Lösungen: Bereitstellung von synchronisierten Untertiteln für Videos und detaillierten Transkripten für Audioinhalte. Diese sollten nicht nur die gesprochenen Inhalte wiedergeben, sondern auch wichtige akustische Informationen wie Musik oder Geräusche beschreiben, sofern diese für das Verständnis relevant sind.
- Checkmöglichkeiten: Überprüfung der Videos und Audiodateien mit ausgeschaltetem Ton, um sicherzustellen, dass die Untertitel und Transkripte eine vollständige und genaue Darstellung der Inhalte bieten.
Audiodeskriptionen
- Anforderungen: Für blinde und sehbehinderte Nutzer sind Audiodeskriptionen zu visuellen Medien erforderlich, um visuelle Informationen zugänglich zu machen. Diese Beschreibungen ergänzen den gesprochenen Inhalt in Videos, indem sie visuelle Details und Aktionen erläutern, die für das Verständnis wichtig sind.
- Lösungen: Integration von Audiodeskriptionen in Videos, die über die gesprochenen Inhalte hinausgehen und visuelle Elemente beschreiben. Dies kann entweder durch eine zusätzliche Tonspur oder durch Einbettung in den Hauptaudioinhalt erfolgen.
- Checkmöglichkeiten: Nutzung von speziellen Wiedergabegeräten oder Software, die Audiodeskriptionen unterstützen, um deren Präsenz und Qualität zu überprüfen.
Gebärdensprachvideos
- Anforderungen: Für bestimmte Inhalte kann die Bereitstellung von Informationen in Gebärdensprache eine wichtige Ergänzung sein, um die Zugänglichkeit für Gehörlose zu erhöhen.
- Lösungen: Erstellung von Videos in Gebärdensprache, die wichtige Informationen oder Dienste präsentieren. Diese sollten von kompetenten Gebärdensprachdolmetschern erstellt werden, um eine korrekte und verständliche Übermittlung zu gewährleisten.
- Checkmöglichkeiten: Konsultation mit Gehörlosen und Experten für Gebärdensprache, um die Qualität und Angemessenheit der Gebärdensprachvideos zu bewerten.
Durch die Berücksichtigung dieser auditiven Aspekte in der Webgestaltung kann sichergestellt werden, dass digitale Inhalte für Menschen mit Hörbehinderungen vollständig zugänglich sind. Diese Maßnahmen sind entscheidend, um eine inklusive Umgebung zu schaffen, in der alle Nutzer gleichberechtigt auf Informationen und Dienste zugreifen können. Im nächsten Schritt werden wir die Bedienbarkeit und Zugänglichkeit weiter untersuchen.
Bedienbarkeit in der Barrierefreiheit
Die Bedienbarkeit von Websites und mobilen Anwendungen ist ein entscheidender Aspekt der Barrierefreiheit, der sicherstellt, dass Nutzer mit verschiedenen Fähigkeiten und Behinderungen die angebotenen Inhalte und Dienste effektiv und effizient nutzen können. Eine gute Bedienbarkeit ermöglicht es allen Personen, unabhängig von der Verwendung von Hilfstechnologien wie Bildschirmleseprogrammen oder speziellen Eingabegeräten, auf Informationen zuzugreifen und mit ihnen zu interagieren. Die Berücksichtigung der Bedienbarkeit in der Webgestaltung ist essentiell, um eine inklusive digitale Erfahrung zu bieten.
Tastaturnavigation
- Anforderungen: Alle Funktionen einer Website müssen über die Tastatur ohne Mausbedienung zugänglich sein. Dies ist besonders wichtig für Nutzer, die aufgrund körperlicher Einschränkungen keine Maus (oder kein Touchpad) verwenden können.
- Lösungen: Sicherstellen, dass alle interaktiven Elemente (Links, Formularfelder, Schaltflächen) mit der Tabulatortaste in einer logischen Reihenfolge erreichbar und nutzbar sind. Verwendung von ARIA (Accessible Rich Internet Applications)-Rollen, Zuständen und Eigenschaften, um die Zugänglichkeit von dynamischem Inhalt zu verbessern.
- Checkmöglichkeiten: Manuelle Überprüfung der Website durch Navigation ausschließlich mit der Tastatur, um sicherzustellen, dass alle Inhalte zugänglich und alle Funktionen ausführbar sind.
Fokus-Indikatoren
- Anforderungen: Beim Navigieren mit der Tastatur muss deutlich sichtbar sein, welches Element gerade den Fokus hat. Dies hilft Nutzern, ihre Position auf der Seite zu verfolgen.
- Lösungen: Gestaltung von klaren Fokus-Indikatoren (z.B. durch Umrandungen oder Farbänderungen), die anzeigen, welches Element aktuell ausgewählt ist. Vermeidung der Deaktivierung von CSS-:focus-Styles, die für die Sichtbarkeit des Fokus notwendig sind.
- Checkmöglichkeiten: Test der Webseite mit Tastaturnavigation, um die Klarheit und Sichtbarkeit der Fokus-Indikatoren zu bewerten.
Zugängliche Formulare
- Anforderungen: Formulare müssen so gestaltet sein, dass sie für alle Nutzer leicht auszufüllen sind. Dazu gehören klare Beschriftungen, Fehlermeldungen und Anweisungen.
- Lösungen: Verwendung von <label>-Elementen für alle Formularfelder, Bereitstellung von Anweisungen und Fehlerrückmeldungen, die sowohl visuell als auch über Screenreader zugänglich sind. Einsatz von Feldern mit beschreibenden Namen und ARIA-Labels für verbesserte Klarheit.
- Checkmöglichkeiten: Überprüfung der Formulare mit Screenreadern und durch manuelle Tests, um die Benutzerfreundlichkeit und Zugänglichkeit zu evaluieren.
Responsive Design
- Anforderungen: Websites müssen auf verschiedenen Geräten und Bildschirmgrößen, von Desktop-Computern bis hin zu Smartphones, nutzbar sein. Dies ist wichtig für Nutzer mit Sehbehinderungen, die möglicherweise Bildschirmvergrößerer verwenden, und für die allgemeine Zugänglichkeit auf mobilen Geräten.
- Lösungen: Anwendung von Responsive Webdesign-Techniken, um sicherzustellen, dass Layouts flexibel sind und sich an unterschiedliche Bildschirmgrößen anpassen. Einsatz von Medienabfragen in CSS, um unterschiedliche Darstellungen für verschiedene Gerätetypen zu ermöglichen.
- Checkmöglichkeiten: Test der Website auf verschiedenen Geräten und mit verschiedenen Bildschirmauflösungen, um die responsive Funktionalität zu überprüfen.
Durch die Berücksichtigung dieser Aspekte der Bedienbarkeit können Entwickler und Designer sicherstellen, dass ihre Websites und Anwendungen für ein breites Spektrum von Nutzern zugänglich und nutzbar sind. Eine gute Bedienbarkeit ist nicht nur für Menschen mit Behinderungen von Vorteil, sondern verbessert die Nutzererfahrung für alle Besucher – somit können sich diese Maßnahmen auch wirksam im Sinne der Suchmaschinenoptimierung erweisen. Im nächsten Schritt werden wir uns mit der Verständlichkeit beschäftigen.
Verständlichkeit in der Barrierefreiheit
Die Verständlichkeit von Webinhalten ist ein zentraler Aspekt der Barrierefreiheit, der sicherstellt, dass Informationen klar und einfach zu erfassen sind. Dies betrifft nicht nur Textinhalte, sondern auch die Struktur und Präsentation von Informationen auf einer Webseite. Eine hohe Verständlichkeit kommt allen Nutzern zugute, insbesondere aber Personen mit kognitiven Einschränkungen, Lernbehinderungen oder jenen, deren Muttersprache nicht die Sprache der Webseite ist. Durch die Optimierung der Verständlichkeit von Webinhalten kann eine inklusivere digitale Umgebung geschaffen werden, in der Informationen frei zugänglich und leicht verständlich sind.
Einfache Sprache und klare Ausdrucksweise
- Anforderungen: Textinhalte sollen in einfacher und klarer Sprache verfasst sein. Fachjargon, unnötig komplexe Satzstrukturen und Abstraktionen sollten vermieden werden, um die Zugänglichkeit für ein breites Publikum zu gewährleisten.
- Lösungen: Einsatz von kurzen Sätzen, Verwendung allgemein verständlicher Begriffe, Gliederung der Inhalte in übersichtliche Abschnitte. Wichtige Informationen sollten hervorgehoben und leicht auffindbar sein. Ggf. können mit Tools wie WPML Sprachvarianten einer Website in einfacher Sprache erstellt werden. Auch kann Conditional Content genutzt werden, um bei Bedarf alternative Inhalte anzubieten.
- Checkmöglichkeiten: Lesbarkeitstests und -tools können helfen, den Text auf Verständlichkeit zu prüfen. Feedback von Nutzern mit unterschiedlichen Hintergründen kann wertvolle Einblicke in die Klarheit der Inhalte geben.
Logische Struktur und konsistente Navigation
- Anforderungen: Webseiten müssen logisch strukturiert sein, und die Navigation sollte konsistent und intuitiv gestaltet werden. Eine vorhersehbare Struktur hilft Nutzern, sich auf der Seite zurechtzufinden und die gesuchten Informationen schnell zu finden.
- Lösungen: Verwendung von klaren und aussagekräftigen Überschriften, Einsatz von Breadcrumbs für eine bessere Orientierung, konsistente Menüführung und einheitliche Gestaltungselemente. Die Strukturierung der Inhalte mit HTML5-Elementen wie <nav>, <header>, <footer> trägt zur Klarheit bei.
- Checkmöglichkeiten: Manuelle Überprüfung der Webseite auf intuitive Navigation und logische Inhaltsanordnung. Nutzertests können Aufschluss darüber geben, wie leicht die Struktur von verschiedenen Personen verstanden wird.
Zugängliche Multimedia-Inhalte
- Anforderungen: Multimedia-Inhalte wie Bilder, Videos und Diagramme müssen so gestaltet sein, dass sie von allen Nutzern verstanden werden können. Dies beinhaltet die Bereitstellung von Alternativtexten und Erläuterungen für visuelle Inhalte.
- Lösungen: Ergänzung von Bildern mit beschreibenden Alt-Texten, die den Zweck und Kontext des Bildes erklären. Videos sollten mit Untertiteln, Audiodeskriptionen und Transkripten versehen sein, um auch Nutzern mit auditiven oder visuellen Einschränkungen den Zugang zu ermöglichen.
- Checkmöglichkeiten: Überprüfung der Multimedia-Inhalte mit Screenreadern und anderen Hilfsmitteln, um die Angemessenheit und Vollständigkeit der bereitgestellten Informationen zu gewährleisten.
Feedback und Hilfestellung
- Anforderungen: Nutzer sollten leicht verständliches Feedback zu ihren Aktionen erhalten und Zugang zu Hilfestellungen haben, um eventuelle Probleme selbstständig lösen zu können.
- Lösungen: Bereitstellung klarer Fehlermeldungen und Anweisungen, die in einfacher Sprache formuliert sind. Hilfeseiten, FAQs und Kontaktmöglichkeiten für weitergehende Unterstützung sollten leicht auffindbar und verständlich sein.
- Checkmöglichkeiten: Tests der Feedback-Mechanismen und Hilfeseiten, um sicherzustellen, dass sie effektiv zur Lösung von Nutzerproblemen beitragen.
Durch die Fokussierung auf Verständlichkeit in der Webgestaltung wird sichergestellt, dass Inhalte nicht nur technisch zugänglich, sondern auch für alle Nutzergruppen leicht verständlich sind. Dies fördert eine inklusive Atmosphäre im digitalen Raum, die allen Menschen den Zugang zu Informationen und Dienstleistungen erleichtert.
Jenso Weber | PERIMETRIK®
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Förderprogramme für die Optimierung der Barrierefreiheit
Die Verfügbarkeit öffentlicher Förderungen für die Optimierung der Barrierefreiheit von Webseiten und digitalen Angeboten kann je nach Land, Region und spezifischen Programmen variieren. Diese Förderungen zielen darauf ab, Organisationen, Unternehmen und manchmal auch Einzelpersonen finanziell zu unterstützen, um ihre digitalen Dienste zugänglicher zu machen. Hier sind einige allgemeine Beispiele und Anlaufstellen für Fördermöglichkeiten:
Europäische Union
In der EU gibt es verschiedene Förderprogramme, die sich indirekt oder direkt auf die Verbesserung der digitalen Barrierefreiheit auswirken können. Programme wie der Europäische Sozialfonds (ESF), der Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und Horizont Europa können Projekte unterstützen, die die digitale Inklusion fördern.
Deutschland
- Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS): Das BMAS hat Programme, die Projekte zur Verbesserung der Barrierefreiheit unterstützen können. Dies kann auch die digitale Barrierefreiheit einschließen.
- Aktion Mensch: Die Förderprogramme von Aktion Mensch unterstützen vielfältige Projekte zur Inklusion von Menschen mit Behinderung, was auch Maßnahmen zur digitalen Barrierefreiheit umfassen kann.
Tipps zur Suche nach Förderungen
- Lokale und regionale Behörden: Prüfen Sie, ob Ihre lokale oder regionale Regierung spezielle Programme oder Finanzhilfen für die Verbesserung der Barrierefreiheit anbietet.
- Branchenspezifische Fonds: Einige Sektoren, wie Bildung und Gesundheitswesen, haben möglicherweise eigene Förderprogramme für Technologie und Barrierefreiheit.
- Stiftungen und NGOs: Zahlreiche Nichtregierungsorganisationen und Stiftungen bieten Unterstützung für Projekte, die auf Inklusion und Barrierefreiheit abzielen.
- Beratungsstellen für Barrierefreiheit: Einige Organisationen bieten neben Beratungsdiensten auch Informationen zu Fördermöglichkeiten.
Es empfiehlt sich, regelmäßig nach neuen Förderprogrammen und Ausschreibungen zu suchen, da diese sich ändern und neue Programme eingeführt werden können. Die Beantragung erfordert in der Regel detaillierte Informationen über das Projekt, einschließlich der Ziele, des Umfangs, der geplanten Maßnahmen zur Verbesserung der Barrierefreiheit und des erwarteten Nutzens.
Konsequenzen bei Versäumnissen
Das Versäumnis, eine Website barrierefrei zu gestalten, kann verschiedene Konsequenzen haben, die je nach Land, der spezifischen Gesetzgebung und den betroffenen Personen und Institutionen variieren. Die Folgen können rechtlicher, finanzieller, ethischer und geschäftlicher Natur sein. Hier sind einige potenzielle Konsequenzen:
Rechtliche Konsequenzen
- Klagen und rechtliche Schritte: In Ländern mit strengen Vorschriften zur digitalen Barrierefreiheit, wie den Mitgliedstaaten der EU, können Organisationen, die ihre Websites nicht barrierefrei gestalten, rechtlichen Schritten ausgesetzt sein. Dies kann zu Gerichtsverfahren führen, die neben den potenziellen Strafen auch Gerichtskosten und Anwaltsgebühren nach sich ziehen.
- Bußgelder: Einige Länder verhängen Bußgelder gegen Organisationen, die die gesetzlichen Anforderungen an die Barrierefreiheit nicht erfüllen.
Finanzielle Konsequenzen
- Kosten für Nachbesserung: Die Kosten für die Nachrüstung einer Website, um sie barrierefrei zu machen, können wesentlich höher sein als die Berücksichtigung von Barrierefreiheit von Anfang an.
- Entgangene Einnahmen: Durch das Ignorieren der Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen schränken Organisationen ihren potenziellen Kundenkreis ein, was zu entgangenen Einnahmen führen kann.
Ethische und soziale Konsequenzen
- Reputationsverlust: Unternehmen und Organisationen, die keine barrierefreien Websites anbieten, können einen Reputationsverlust erleiden, da sie als nicht inklusiv oder rücksichtslos gegenüber den Bedürfnissen von Menschen mit Behinderungen wahrgenommen werden.
- Verstärkte Ungleichheiten: Das Versäumnis, Barrierefreiheit zu gewährleisten, trägt zu bestehenden Ungleichheiten bei und verhindert, dass Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt am gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben teilhaben.
Geschäftliche Konsequenzen
- Negative Kundenerfahrung: Eine nicht barrierefreie Website kann zu einer negativen Erfahrung für Nutzer mit Behinderungen führen, was sich negativ auf die Kundenbindung und das Markenimage auswirkt.
- Verlust der Wettbewerbsfähigkeit: Organisationen, die Barrierefreiheit vernachlässigen, können hinter Wettbewerbern zurückbleiben, die inklusive Praktiken umsetzen und dadurch einen breiteren Kundenstamm ansprechen.
Präventive Maßnahmen
Um diese Konsequenzen zu vermeiden, ist es wichtig, Barrierefreiheit als integralen Bestandteil der Webentwicklung und -pflege zu betrachten. Dies beinhaltet:
- Frühzeitige Integration: Berücksichtigung der Barrierefreiheit vom Beginn eines Webprojekts an, um Kosten und Aufwand für spätere Anpassungen zu minimieren.
- Regelmäßige Überprüfungen: Durchführung regelmäßiger Audits und Tests, um sicherzustellen, dass die Website den aktuellen Standards und Richtlinien entspricht.
- Schulung des Teams: Investition in Schulungen für Entwickler, Designer und Content-Ersteller, um ein Bewusstsein für Barrierefreiheit und entsprechende Fähigkeiten zu fördern.
Insgesamt ist die Umsetzung von Barrierefreiheit auf Websites nicht nur eine rechtliche Verpflichtung, sondern auch eine Chance, ethische Werte zu demonstrieren, die Reichweite zu erweitern und eine positive Nutzererfahrung für alle zu fördern.
Die besten Tools um Websites auf Barrieren/Barrierefreiheit zu prüfen
Es gibt eine Vielzahl von Tools, die Entwickler, Designer und Website-Betreiber nutzen können, um die Barrierefreiheit ihrer Webseiten zu überprüfen und zu verbessern. Diese Tools helfen dabei, Probleme zu identifizieren, die für Nutzer mit Behinderungen Barrieren darstellen könnten. Hier sind einige der besten und am häufigsten verwendeten Tools:
1. WAVE (Web Accessibility Evaluation Tool)
- Beschreibung: WAVE ist ein kostenloses Tool von WebAIM, das es ermöglicht, Webseiten auf ihre Barrierefreiheit zu analysieren, indem es Feedback direkt auf der Seite anzeigt.
- Website: https://wave.webaim.org/
2. AXE Accessibility Testing Tool
- Beschreibung: AXE ist ein Browser-Plugin und ein Entwicklertool, das umfassende Tests ermöglicht und dabei hilft, Barrierefreiheitsprobleme zu identifizieren und zu beheben.
- Website: https://www.deque.com/axe/
3. Google Lighthouse
- Beschreibung: Lighthouse ist ein Open-Source-Tool, das von Google entwickelt wurde und in den Chrome DevTools integriert ist. Es bietet Audits für Performance, SEO und Barrierefreiheit.
- Website: In den Chrome DevTools integriert oder online verfügbar über https://web.dev/measure/
4. JAWS (Job Access With Speech)
- Beschreibung: JAWS ist einer der am weitesten verbreiteten Screenreader, der es ermöglicht, Webseiten aus der Perspektive eines Nutzers mit Sehbehinderungen zu testen.
- Website:
5. NVDA (NonVisual Desktop Access)
- Beschreibung: NVDA ist ein kostenloser Screenreader, der eine weitere Perspektive für das Testen der Zugänglichkeit aus Sicht eines blinden oder sehbehinderten Nutzers bietet.
- Website: https://www.nvaccess.org/
6. Colour Contrast Analyser
- Beschreibung: Dieses Tool hilft bei der Überprüfung des Farbkontrasts und der Sichtbarkeit von Text und visuellen Elementen auf Webseiten.
- Website: https://www.tpgi.com/color-contrast-checker/
7. Accessibility Insights
- Beschreibung: Ein Tool, das von Microsoft entwickelt wurde, um Webentwicklern zu helfen, Barrierefreiheitsprobleme durch automatisierte Tests und manuelle Anleitungen zu finden und zu beheben.
- Website: https://accessibilityinsights.io/
8. Tenon.io
- Beschreibung: Tenon.io bietet eine API und eine Reihe von Tools, die in den Entwicklungsprozess integriert werden können, um Barrierefreiheitsprobleme zu identifizieren und zu beheben.
- Website: https://tenon.io/
Diese Tools decken ein breites Spektrum an Funktionen ab, von der Überprüfung des Farbkontrasts und der Textlesbarkeit bis hin zur Navigation und Kompatibilität mit Screenreadern. Es ist empfehlenswert, mehrere Tools zu verwenden, da jedes Tool unterschiedliche Aspekte der Barrierefreiheit abdecken und verschiedene Arten von Problemen identifizieren kann. Die Kombination von automatisierten Tests mit manuellen Überprüfungen und Nutzertests stellt sicher, dass Webseiten für ein breites Spektrum von Nutzern zugänglich sind.
Schritte um die Barrierefreiheit einer Website nachzuweisen oder zu zertifizieren
1. Verstehen Sie die Anforderungen
- Recherchieren Sie die Standards: Machen Sie sich mit den relevanten Barrierefreiheitsstandards vertraut, wie den WCAG (Web Content Accessibility Guidelines). Die meisten Zertifizierungen basieren auf diesen oder ähnlichen Standards.
- Wählen Sie eine Zertifizierungsstelle: Entscheiden Sie sich für eine Zertifizierungsstelle oder ein Programm, das Zertifizierungen für barrierefreie Websites anbietet. Dies könnte eine staatliche Behörde, eine Non-Profit-Organisation oder ein kommerzielles Unternehmen sein (z.B. PERIMETRIK®).
2. Interne Bewertung und Anpassung
- Durchführen einer Selbstbewertung: Nutzen Sie Tools und Checklisten, um eine erste Bewertung Ihrer Website durchzuführen oder lassen Sie die Stellen Identifizieren Sie Bereiche, die nicht den Barrierefreiheitsstandards entsprechen.
- Beheben von Barrierefreiheitsproblemen: Arbeiten Sie mit Ihrem Webentwicklungs- und Designteam zusammen oder lassen Sie Ihre Website professionell barrierefrei optimieren, um identifizierte Probleme zu beheben. Dies kann die Anpassung von Code, Design, Navigationsstrukturen und Inhalten umfassen.
3. Professionelle Evaluation
- Engagieren Sie einen Experten: Für eine objektive Bewertung und zur Vorbereitung auf die Zertifizierung kann es hilfreich sein, einen externen Experten oder eine Agentur zu beauftragen, die auf digitale Barrierefreiheit spezialisiert ist (z.B. PERIMETRIK®). Wir bieten einen professionellen Audit an zum Thema Barrierefreiheit verbessern.
- Implementieren Sie empfohlene Änderungen: Arbeiten Sie die von den Experten vorgeschlagenen Änderungen durch, um sicherzustellen, dass Ihre Website alle erforderlichen Standards erfüllt.
4. Einreichung und Zertifizierungsprozess
- Einreichung bei der Zertifizierungsstelle: Reichen Sie Ihre Website bei der gewählten Zertifizierungsstelle ein und folgen Sie deren Verfahren für die Bewertung und Zertifizierung.
- Durchlaufen des Zertifizierungsprozesses: Dieser Prozess kann eine formelle Prüfung Ihrer Website, eventuell auch mit Nutzertests, umfassen. Sie erhalten Feedback und müssen möglicherweise weitere Anpassungen vornehmen, um die Zertifizierung zu erhalten.
5. Erhalt und Erneuerung der Zertifizierung
- Erhalt der Zertifizierung: Nach erfolgreicher Bewertung und Erfüllung aller Anforderungen erhalten Sie eine Zertifizierung, die bestätigt, dass Ihre Website barrierefrei ist.
- Regelmäßige Überprüfung und Aktualisierung: Barrierefreiheit ist ein fortlaufender Prozess. Websites ändern sich, und auch die Standards entwickeln sich weiter. Planen Sie regelmäßige Überprüfungen und Aktualisierungen Ihrer Website, um die Zertifizierung aufrechtzuerhalten.
Zusätzliche Tipps
- Schulung Ihres Teams: Investieren Sie in Schulungen für Ihr Team, um das Bewusstsein und die Fähigkeiten im Bereich der Web-Barrierefreiheit zu verbessern.
- Nutzung von Ressourcen und Tools: Nutzen Sie verfügbare Ressourcen, Leitfäden und Tools zur Barrierefreiheit, um Ihre Website kontinuierlich zu verbessern.
- Einbeziehung von Nutzern mit Behinderungen: Erwägen Sie, Nutzer mit verschiedenen Behinderungen in den Testprozess einzubeziehen, um direktes Feedback zur Zugänglichkeit Ihrer Website zu erhalten.